Gefängnis Unterschicht

Rheinland-Pfalz spielt „Marie W.“ im RBZ

Unterschicht, Oberschicht, Mittelschicht. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Mit dieser Thematik beschäftigt sich auch das Stück „Marie W.“. Marie W., die Hauptfigur, angelehnt an Georg Büchners „Woyzeck“, ist eine Frau, die sich mit verschiedenen Minijobs über Wasser hält. Sie muss nicht nur für sich, sondern auch für ihren Lebensgefährten und ihre Tochter sorgen. Ihr Lebensgefährte Franz ist Harz-IV-Empfänger, hat somit keinen Job, will aber auch gar nicht so richtig einen. Marie W. ist daher mit dem gesamten Druck auf sich gestellt. Im Stück kommen noch vier weitere Frauen vor, deren Vornamen ebenfalls mit „M“ und Nachname mit „W“ anfangen. Sie gehören auch zur Unterschicht der Gesellschaft. Diese parallelen Schicksale sollen die Gesamtsituation in Deutschland – nein, nicht nur in Deutschland – eigentlich überall, darlegen. Sobald man erstmal in die Unterschicht geraten ist, kommt man da nicht so schnell wieder raus. „Die Mittelschicht wird immer kleiner“, ein Zitat aus dem Stück. Die Mittelschicht sei „durchschnittlich, normal, anständig“ und schaue von oben herab auf Frauen wie Marie W. Nachdem diese von ihrem Freund auch noch betrogen wird, zerbricht Marie W. innerlich und bringt sich und ihren Freund mit einem Gift um.

Es gelingt den Spielern sehr gut, auf die Problematik aufmerksam zu machen, dass es vermutlich immer mehr reiche und somit auch arme Menschen geben wird. Durch starkes chorisches Sprechen glückt es der Gruppe, Szenen, in denen die Mittelschicht auftritt sehr ausdrucksstark zu zeigen. Man erkennt einen ganz klaren roten Faden und somit auch den Prozess, wie Marie W. langsam kaputt geht.

Das Stück ist allerdings eher eindimensional gehalten. Es gibt kaum Szenen, über die man zweimal nachdenken muss und wenn das der Fall ist, passiert es leider schnell, dass man das Stück im Hinterkopf verliert. Ich hätte mir ein paar Szenen gewünscht, über die ich zumindest heute Abend im Bett noch mit meinem Bettnachbarn diskutieren könnte. Dafür wird leider wenig Material geliefert. Es macht Spaß, das Stück zu sehen, keine Frage und es hat auch eine klare Message übermittelt, aber die Darsteller sollten sich trauen, in die dargestellten Bilder öfter eigene Interpretationen einfließen zu lassen. Ein weiteres kleines Minus, habe ich darin gesehen, dass die Texte von den Schauspielern teilweise nur runtergesprochen wirkten. Es hat mir daher die Emotion zu den Texten gefehlt, so hat es mich emotional leider nicht gecatched.

Vorab-Interview Greta & Lousia, Rheinland-Pfalz (PDF-Version)

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